Hunderttausend Worte in einem Monat schreiben klingt für dich utopisch? Zugegeben, um dieses Ziel zu erreichen, solltest du schon Vollzeitautor*in sein, denn mal nebenbei so viel schreiben ist nahezu unmöglich. Außerdem schaden eine gesunde Portion Ehrgeiz und Disziplin nicht und das 10-Finger-System hilft auch beim Schnellschreiben.
Wie funktioniert Schnellschreiben
Pass auf, ich verrate dir, wie ich es gemacht habe. Übrigens ist das nur meine ganz persönliche Erfahrung und muss nicht die perfekte Methode für dich sein. Außerdem bedeutet Schnellschreiben nicht in jedem Fall auch ein gutes Ergebnis. Manchmal ist Qualität eben doch besser als Quantität.
Ich jedoch liebe es, so richtig tief in eine Geschichte abzutauchen, mich nur noch darauf zu fokussieren und für diese paar Wochen intensiv in einem Roman zu versinken. Viel und schnell zu schreiben, macht es für mich außerdem leichter, mir viele Details zu merken und wer mich kennt, weiß ja um meine Liebe für Details.
Hier nun meine Tipps zum Schnellschreiben, damit es mit den 100k Wörtern in 25 Tagen klappt.
Versuche Ablenkungen zu vermeiden
In diesen 25 Tagen arbeitest du nicht an Nebenprojekten, du verzichtest auf alle nicht notwendigen Treffen und Termine. Auch Bingewatching, Social Media, etc., solltest du stark einschränken. Einfach alles, was jeden Tag wertvolle Zeit frisst, aber nicht maßgeblich zum Schreiben deines Romans beiträgt. Dabei solltest du auch mal deine Handynutzung unter die Lupe nehmen. Vielleicht hilft es dir, das Smartphone in einen anderen Raum zu legen oder für ein paar Stunden in den Flugmodus zu schalten.
Alles, was dich hingegen in deinem Flow voranbringt, solltest du unbedingt tun. Das kann beispielsweise eine morgendliche Meditation sein oder du tanzt 15 Minuten zu deinen Lieblingssongs, um so richtig wach zu werden oder du machst nach der Halbzeit deines Tagesziels (2k Wörter) einen ausgedehnten Spaziergang. Ein paar Writing Prompts zum Warmschreiben sind auch nie verkehrt.
Schalte deinen inneren Kritiker aus
Wir können nicht unserer Fantasie folgen und gleichzeitig im Korrekturmodus arbeiten. Wenn du in diesem Stadium schon versuchst, perfekte Sätze ohne Wortwiederholungen und überflüssige Füllwörter zu schreiben, bremst du dich nur immer wieder selbst im Flow aus. Erlaube dir diesen ersten Shitty First Draft, bei dem es nur darum geht, die Bilder in deinem Kopf in Worte zu fassen und auf Papier zu bannen. Du gibst dich ganz dem Flow hin und schreibst stur runter. Korrigiert und überarbeitet wird später.
Die Pomodoro-Methode
Die Pomodoro-Methode ist ein äußerst wirksames Werkzeug. Dabei werden üblicherweise vier Pomodoros hintereinander gemacht. Ein Pomodoro ist genau 25 Minuten lang, dann folgen 5 Minuten Pause. Nach diesen ersten vier Pomodoros (also nach zwei Stunden) folgt dann eine längere Pause. Durch diesen selbsterzeugten Zeitdruck schafft man es leichter, effektiv und fokussiert zu arbeiten und Ablenkungen zu vermeiden. Denn wusstest du, dass man nach jeder kurzen Unterbrechung (wie beispielsweise ein WhatsApp lesen) gute fünf Minuten braucht, um wieder in den Flow zurück zu finden? Wenn man das öfter macht, geht da schnell eine ganze Stunde flöten. Eine Stunde, in der du zwei Pomodoros und locker 1000 – 1500 Worte schreiben könntest. Was an den Pomodoros außerdem gut ist, dass sie nur eine relativ kurze Aufmerksamkeitsspanne für fokussiertes Arbeiten erfordern, denn es ist für das Gehirn unmöglich längere Zeit am Stück Höchstleistungen zu vollbringen. Deshalb ist diese längere Pause nach den vier Pomodoros auch so wichtig. Hier ist ein Tool, mit dem du nach der Pomodoro-Methode arbeiten kannst.
Setze dir terminliche Ziele
Ich schreibe hier absichtlich nicht „setze dir Ziele“, denn jedes Ziel braucht eine Fälligkeit, sonst ist es nichts anderes als ein Traum. Und wir träumen doch nicht nur davon, einen Roman zu schreiben, wir wollen das doch auch Realität werden lassen, habe ich recht?
Mir hilft es enorm, die 100k in tägliche Etappenziele runter zu brechen und mir dabei die Wochenenden bewusst frei zu halten, um Energie zu tanken. Ich schreibe jeden Tag 4k Wörter, das macht in der Woche 20k Wörter und das in der Summe nach fünf Wochen 100k Wörter. Bedeutet also, ich habe pro Woche 5 Schreibtage á 5 Wochen, macht somit 100k Wörter in 25 Tagen – et voila.
Warum mache ich das? Zum einen ist es leichter, ein großes Ziel in mehrere kleine realistische Etappenstufen einzuteilen, zum anderen hat man jeden Tag ein kleines Erfolgserlebnis, wenn man sein Tagesziel erreicht hat (das man vielleicht mit einer kleinen Belohnung verknüpft, wie einer Folge der Lieblingsserie gucken oder ein Stück Schokolade essen. Belohnungen als Motivation sind nicht zu unterschätzen!).
Außerdem hat man dadurch einen festen Zeitrahmen für sein Projekt und somit auch einen gewissen Zeitdruck. Wie sage ich immer? Ohne Zeitdruck – ohne mich!
Wahr ist aber auch, dass sich Arbeit immer in genau dem Maße ausdehnt, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht (das ist im Übrigen das Parkinsonsche Gesetz, falls du das nachlesen möchtest). Jeder, der schon mal eine Seminararbeit abgeben musste, weiß, dass das stimmt. Man hat ein paar Wochen Zeit dafür und macht NICHTS. Dann sind es plötzlich nur noch zwei Tage bis zur Abgabe und man steht so unter Druck und ist dermaßen fokussiert, dass man die ganze Arbeit tatsächlich in diesen zwei Tagen schreibt.
Plane und plotte im Vorfeld
Je mehr Zeit du im Vorfeld in das Plotten deines Romans und in die Ausarbeitung der einzelnen Kapitel investierst, desto mehr sparst du beim Schreiben, denn du musst nicht wertvolle Zeit damit verbringen zu grübeln, was als nächstes passieren könnte. Deshalb solltest du auch im Vorfeld schon möglichst viel recherchiert haben, denn auch Recherche kostet dich wertvolle Zeit. Es lohnt sich, möglichst viel vor dem Schreiben ausgearbeitet zu haben, denn wenn du weißt, wo du hinwillst, findest du leichter in deinen Flow.
Obwohl ich Exposés wirklich nicht gerne schreibe und niemals so weit ins Detail gehen würde, dass ich im Vorfeld jede einzelne Szene des Romans plotte, hilft es doch enorm, wenn man im Vorfeld bereits Plottlöcher, Logikfehler und Schwachstellen in der Handlung aufdeckt und einfach ein bisschen mehr über seinen Roman weiß, als nur den Ausgangspunkt und wo man am Ende hinmöchte.
Eine Schreibroutine entwickeln
Für alles, das eine Routine ist, musst du dich nicht mehr überwinden, du tust es automatisch und das funktioniert eben auch mit Kreativität „auf Knopfdruck“. Eine Schreibroutine hilft dir also dabei, stimmungsunabhängig kreativ zu sein. Denn Schreiben ist nichts anderes als ein Handwerk. Du brauchst also nicht darauf zu warten, bis dich die Muse küsst. Du übernimmst diesen Job einfach selbst. 😉 Warum Routinen so wertvoll sind, habe ich dir bereits in dem Artikel Die Wahrheit über (Schreib-)Routinen aufgeschrieben.
Wichtig ist auch, dass du herausfindest zu welcher Tageszeit dein Kreativitätshoch ist. Ob morgens nach dem Aufstehen, wenn du noch voll frischer Energie bist oder abends, wenn die meisten Menschen schon schlafen und somit auch weniger Ablenkungen eintrudeln (Mails, Nachrichten, etc.). Wenn du deine Tageszeit herausgefunden hast, dann lege dir deine Termine so, dass du dir diesen Zeitraum freihältst, um möglichst produktiv zu sein und viel zu schreiben.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel zum Thema Schnellschreiben weiterhelfen und bin gespannt auf deine Erfahrungen. Hast du schon mal 100k Wörter in 25 Tagen geschrieben oder möchtest es gerne ausprobieren? Verrate es mir in den Kommentaren.
Weiterführende Artikel:
Nichts hemmt das Schnellschreiben mehr als eine Schreibblockade. Deshalb habe ich dir hier meine zehn besten Tipps gegen die Schreibblockade aufgeschrieben.
Der erste Satz bildet den Einstieg in den Roman und diesem wohnt eine gewisse Magie inne. Über unvergessliche Romananfänge habe ich in diesem Artikel geschrieben.
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